Filme zwischen Spur und Ereignis - Erinnerung, Geschichte und ihre Sichtbarmachung im Found-Footage
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In welchem Verhältnis stehen (Archiv-)Bilder zur Geschichte und unserer Erinnerung? Wie können fotografische und filmische Bilder als Quellen etwas über ein vergangenes Ereignis aussagen? Und welche Wirkung geht von Bildern aus, wie nehmen diese selbst Einfluss auf unsere Wahrnehmung und unser Denken? Seraina Winzeler geht diesen Fragen anhand von Filmen nach, die sich im Bereich des Essay- und Experimentalfilms verorten und die Bedeutung von und unser Verhältnis zu Bildern untersuchen.
Die materielle Aneignung von Found Footage oder Bildern aus dem Archiv in Aufschub von Harun Farocki, Passagen von Lisl Ponger und The Film of Her von Bill Morrison zielt nicht einfach auf eine Wiedergabe des Abgebildeten. Vielmehr stellen die Filme grundlegende Fragen nach Möglichkeiten der medialen Repräsentation und setzen sich auf selbstreflexive Weise mit der Medialität und Wirkungsweise von Filmbildern auseinander.
Das verwendete Material und die Bearbeitungsstrategien der drei Regisseurinnen und Regisseure fallen unterschiedlich aus. Ihnen ist jedoch gemeinsam, dass sie mit einer konzentrierten Beobachtung des Bestehenden – der überlieferten Bilder – auch das sichtbar machen, was diese auf den ersten Blick verbergen. Die Bild-Bild- und Bild-Ton-Montage arbeitet Entstehungskontexte, Aufzeichnungskonventionen, Rezeptionsgeschichte und Wiederverwendungen heraus, die sich in die Bilder eingeschrieben haben. Die Autorin macht mit einer präzisen Analyse der Filme und den Begriffen der Spur und des Ereignisses, die die spezifische Erscheinungs- und Wirkungsweisen von Bildern und deren vielschichtige Realitätsbezüge beschreiben, deutlich, dass sich Bilder erst in ihrer Entstehungs- und Gebrauchsgeschichte erschließen. Die Studie situiert sich in jüngeren bild- und medientheoretischen Diskursen.
Im Kontext einer stark von visuellen Medien geprägten Gegenwart und einem anwachsenden Interesse an Bildern als historischen Quellen leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Reflexion medialer Repräsentation und unseres Umgangs damit.
Autor/-in
Seraina Winzeler, Jahrgang 1980, studierte in Zürich und Wien Germanistik, Filmwissenschaft und Geschichte und an den Universitäten Bern und Lausanne Archiv-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Sie leitet in Zürich die Deutschschweizer Niederlassung der Cinémathèque suisse und forscht zur Geschichte von Filmarchiven.
Seraina Winzeler, Hans Jürgen Wulff
Erschienen 2017,
126 Seiten,
A5-Format, broschiert