Neue Perspektiven archivischer Bewertung

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Product information "Neue Perspektiven archivischer Bewertung"

Veröffentlichungen der Archivschule Marburg Nr. 42
Frank M. Bischoff, 2005, 218 Seiten

Einführung

Am 15. November 2004 fand in der Archivschule ein Workshop mit dem Titel Archivische Überlieferungsbildung heute. Fachliche Grundsätze – fachfremde Einflüsse statt. Eingeladen hatten zu der gemeinsamen Veranstaltung der Arbeitskreis Archivische Bewertung im VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare, die Archivschule Marburg und die Bundeskonferenz der Kommunalarchive beim Deutschen Städtetag mit folgendem Text:

„Dass dem Arbeitsbereich der archivischen Überlieferungsbildung hohe Priorität zukommt, ist seit den ausgehenden achtziger Jahren immer deutlicher geworden. Über theoretische Ansätze und beispielhafte Erfahrungen wurde seitdem viel publiziert. Heute verlangt die Verwaltungsreform Begründungen für den Ressourceneinsatz und die Folgekosten. In Rechnungshofberichten und ministeriellen Vorgaben zum Umfang des jährlich übernommenen Registraturguts macht sich eine „aufgewachte“ Öffentlichkeit bemerkbar. Dies verlangt mehr denn je eine Zielorientierung und methodische Sicherheit bei der archivischen Bewertung.

Wo aber steht die Diskussion heute im Jahr 2004?

In dem Workshop werden zwei neue Grundsatzpapiere mit praxisbezogenen Empfehlungen vorgestellt: ein alle Archivsparten übergreifendes Positionspapier, das vom Arbeitskreis Archivische Bewertung im VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare erarbeitet wurde, und ein speziell auf die Anforderungen im kommunalen Bereich ausgerichtetes Grundsatzpapier, das eine Arbeitsgruppe der Bundeskonferenz der Kommunalarchive beim Deutschen Städtetag erstellt hat.

Ausgehend von konkreten Erfahrungen werden sodann die gegenwärtigen Rahmenbedingungen der Überlieferungsbildung beleuchtet und die Möglichkeiten reflektiert, die das Internet zu einem Diskurs über die Bewertung bietet.

Ein letzter Block problematisiert den Stand der Bewertungsdiskussion in der Schweiz und die Ausbildung auf dem Arbeitsfeld der Überlieferungsbildung.

Insgesamt soll der Workshop aus aktuellem Anlass einer Standortbestimmung dienen: Welche fachlichen Grundsätze sollen heute Standard sein? Und wie wollen wir fachfremden Einflüssen begegnen, die sie in Frage stellen?

Entstanden ist die Idee zu der Tagung im Arbeitskreis Archivische Bewertung des VdA, als sich im Frühjahr 2004 der Redaktionsschluss des vom Arbeitskreis erarbeiteten Positionspapiers abzeichnete. Die Archivschule Marburg erklärte sich spontan dazu bereit, die Veranstaltung in Marburg zu organisieren, und die Bundeskonferenz der Kommunalarchive beim Deutschen Städtetag konnte für eine Beteiligung gewonnen werden.

Teilgenommen haben an der Tagung rund 110 Archivarinnen und Archivare aus dem In- und Ausland. Die Einladung war also auf große Resonanz gestoßen.

Die in Marburg gehaltenen Vorträge werden in diesem Band im Druck vorgelegt. Sie sind ergänzt um einen Beitrag zur Bewertung in den deutschen Archivgesetzen von Professor Dr. Rainer Polley, Marburg, der auf der Tagung einige rechtliche Gesichtspunkte eingebracht hatte.

Die Veranstalter hatten mit dem Workshop auch die Hoffnung auf einen offenen und konstruktiven Austausch über Fragen der Überlieferungsbildung verknüpft, da sich die Weiterentwicklung von Bewertungsmethoden und  -konzepten nur im Dialog vollziehen kann. Es war deshalb besonders erfreulich am 15. November 2004, dass eine lebhafte Diskussion zustande kam, die insgesamt zwei Stunden beanspruchte. Wesentliche Punkte, die darin angesprochen wurden, sind unten in der „Zusammenfassung der Diskussion“ wiedergegeben.

Da sich sowohl in den einzelnen Beiträgen als auch in der Diskussion deutlich neue Perspektiven der archivischen Bewertung abzeichneten, die zwar auf dem Stand der bisherigen Diskussion aufbauen, aber in vielen Punkten weiter führen, indem verschiedene Ansätze in neuer Weise kombiniert werden, haben die Herausgeber den Titel „Neue Perspektiven archivischer Bewertung“ für diesen Tagungsband gewählt. Wenn die Marburger Tagung etwas besonders ausgezeichnet hat, dann war es der undogmatische, den notwendigen Methodenpluralismus respektierende Diskurs, der dort gepflegt wurde und zu fruchtbaren Ergebnissen geführt hat.

Die Herausgeber danken allen ganz herzlich, die am 15. November 2004 als Referenten und Diskutanten mitgewirkt haben. Sie hoffen, dass die Diskussion zu Fragen der Überlieferungsbildung in diesem Geist fortgeführt und durch den vorgelegten Band weiter befruchtet wird. Und sie danken natürlich auch allen Autorinnen und Autoren, dass sie ihre Beiträge für diesen Tagungsband termingerecht zur Verfügung gestellt haben.

Marburg und Stuttgart, im August 2005
Frank M. Bischoff, Robert Kretzschmar